Am Abend kam es dann zu einem Treffen mit der Gemeinschaft Sant Egidio. Zunächst haben wir auf der Tiberinsel die Kirche San Bartolomeo all’Isola besucht. Diese Kirche ist den Märtyrern des 20. Jahrhunderts geweiht. Hier informierte uns ein Mitglied der Gemeinschaft über deren Arbeit.
Danach spazierten wir zur Kirche Santa Maria im Stadtteil Trastevere. Dies ist vielleicht eine der Hauptkirchen der Gemeinschaft, hier nahmen wir am Abendgebet teil und konnten so auch einen kleinen Einblick in das spirituelle Leben der Gemeinschaft bekommen.
Doch zunächst zum Besuch in der Basilika San Bartolomeo all’Isola. Als wir uns in der Kirche treffen wollten, war es schon dunkel. Der Mond schien genau über der Kirche, ein schöner Anblick.
Auch diese Kirche begeisterte mich wieder durch ihre prächtige Ausstattung im inneren und an der Decke. Die Kirche selbst ist rund 1000 jahre alt. Seit 1993 wird sie von der Gemeinschaft St. Egidio betreut. 2002 wurde sie von Papst Johannes Paul II. den Märtyrern des 20. Jahrhunderts geweiht. In den Seitennischen der Kirche findet man, thematisch sortiert dann auch verschiedene Objekte, die an so manche von brutalen Regimen verfolgte und ermordete Menschen erinnern.
Unsere Kirchenführerin, ein aktives Mitglied der Gemeinschaft, wies uns
insbesondere auf das im Hochaltar befindliche Mosaik hin, welches viele dieser Märtyrer des letzten Jahrhunderts zeigt.
Die Gemeinschaft wurde ursprünglich von jungen Menschen in Rom gegründet, die alle noch keine 20 Jahre alt waren. Man ging einfach hin zu den Armen der Stadt, kümmerte sich besonders um alte Menschen, besuchte Gefangene und Obdachlose. Inzwischen ist die Gemeinschaft weltberühmt, da sie auch in großen politischen Konflikten weltweit als Vermittler und Friedensstifter auftritt.
Anschließend ging es von der Tiberinsel in den Stadtteil Trastevere, abfällig auch der „Bauch von Rom“ genannt. Hier wimmelt es nur so von touristischen Lokalen, dementsprechend voll waren die engen Gassen. Auf dem Weg fragte ich unsere Begleitung, wie sie es denn so schaffe, ihren Beruf, das soziale Engagement in der Gemeinschaft (sie ist z.B. zum einen als Nachhilfelehrerin in sozialen Brennpunkten tätig, zum anderen in internationalen Projekten) und die Verpflichtung zum täglichen Gottesdienst miteinander zu vereinbaren. Bleibt da nicht so etwas wie ein „Privatleben“ auf der Strecke? Ihre Antwort war, das sei nicht immer leicht. Vor kurzem sei ihre Mutter ins Krankenhaus gekommen, das hatte natürlich Vorrang. Aber gerade da hat sie auch viel Unterstützung durch die Gemeinschaft erfahren. Und außerdem geht man Rom sowieso nicht früh zu Bett. Wenn man sich abends mit Freunden trifft, beginnt das niemals vor 21 Uhr, da könne man also auch noch gut nach dem abendlichen Gottesdienst hin. Ich frage mich, ob diese Gemeinschaft vielleicht so etwas ist wie ein modernes klösterliches Zusammenleben ohne Klostermauern?
Schließlich erreichten wir die Kirche Santa Maria in Trastevere, die wohl älteste Marienkirche Roms.In dieser Kirche entstand das „Weihnachtsmahl“ der Gemeinschaft. In einem Buch dazu heisst es:
Dem weihnachtlichen Festmahl der Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom liegt eine Vision zugrunde. Wer sich auf Augenhöhe mit den Armen begibt, entdeckt, dass für einen einsamen Menschen ein „Fluch“ auf dem Weihnachtsfest liegen kann, wo es doch ein Segen sein sollte. Aus diesem Grunde wurden die Pforten der Basilika Santa Maria in Trastevere geöffnet, wie es bereits unter Gregor dem Großen geschehen war. Auch der Petersdom beherbergte in früheren Zeiten solche Gastmähler. Die Armen sollten dort nicht nur gesättigt werden, sondern auch eine Familie vorfinden. Das Festmahl an Weihnachten wurde im Laufe der Jahre zu einem Inbegriff für die Gemeinschaft Sant’Egidio und hat zahlreiche Nachahmer in unterschiedlichen Ländern gefunden.
Die tägliche Abendandacht (jeweils 20.30 Uhr) läuft hier ganz professionell ab. Als ausländischer Besucher kann man Kopfhörer bekommen, um eine Simultanübersetzung der Predigt mitzubekommen. Leider gab es keine Einweisung, wie man so schnell die Liederbücher in den ausgeteilten Gesangbüchern findet, damit man hätte mitsingen können.
Nach dreißig Minuten war die Andacht auch schon vorbei. Doch anders als bei uns strömte die Menge nun nicht sofort zum Ausgang. Stattdessen bildeten sich überall kleine Gruppen von Menschen, die sich anscheinend freundlich unterhielten. irgendwie hatte man das Gefühl, hier trifft sich wirklich eine engagierte Gemeinschaft von Menschen.
Auch in dieser Kirche gibt es fantastische Mosaike. Kaum zu Glauben, wie hier aus zehntausenden von Einzelteilen großformatige Bilder entstehen.
Dann holte uns der Bus ab, durch die erleuchteten Straßen der Stadt ging es zurück ins Hotel, wo wir nach einem langen Tag schnell ins Bett fielen.